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Susi

  
 
 

Am 7. Oktober 2016 fand in der Aula der Cecilien-Schule eine in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Buchpräsentation statt.

Außergewöhnlich ist es, dass sich hinter der Autorin des Buches 'Susi die Enkelin von Haus Nummer 4 und die Zeit der versteckten Judensterne' Birgitta Behr niemand anders verbirgt, als Birgitta Schäfers, unsere einzigartige Lehrerinkollegin mit dem Hauptfach Kunst, deren malerische Spuren übrigens auch an einigen Wänden und Türen der Schule zu finden sind.

Außergewöhnlich ist in jedem Falle die Thematik und die Geschichte, von der das Buch für Kinder ab 10 Jahren erzählt. Es verbindet die historischen Hintergründe eines Sachbuches über die Zeit des Nationalsozialismus' in Deutschland mit biografischen Stationen eines Wilmersdorfer Mädchens jüdischer Herkunft im Grundschulalter. Die Großmutter dieses Mädchens, Gertrud Cohn, hatte bis zu ihrer Deportation 1940 gegenüber unserer Schule gelebt. Für den mit ihrem Namen versehenen Stolperstein hat die Schule im Jahr 2011 die Patenschaft übernommen. 
Birgitta Behr setzt ihr Buch aus einfühlsamen Erzähltexten, fiktiven Dialogen, Originaldokumenten und erklärenden aber niemals trockenen Beschreibungen zusammen, lässt jedoch zuallererst ihre starken und berührenden Bilder und Zeichnungen sprechen. Diese Bilder verbinden, wie in einer durchgehenden Graphic Novel, die sachlichen Fakten mit dem Emotionalen, weisen den Zugang in die Geschichte und schließen die Lücken, die sich nicht mit Wörtern füllen lassen.

Noch außergewöhnlicher war die Buchpräsentation, die keine Lesung war, sondern ein vielschichtiges Kunstwerk, das Bühnenbild, Schauspiel, Filmprojektion, Hörspiel, Licht- und Klangkunst auf überwältigende Weise miteinander verband. 
Der Abend begann in der bis zum letzten Platz gefüllten Aula mit einer langen dunklen Stille, bevor sich der schwere Bühnenvorhang langsam öffnete und den Blick auf ein Stück abendlich erleuchteter Stadt freigab. Die Gäste wurden von der ringsumher flüsternden, raunenden und zischenden Stimme des Wohnhauses, das die Rolle des geschichtlichen Zeitzeugen inne hatte, in eine vergangene aber auch phantastische Welt gezogen. In einer von Kindern abstrahiert dargestellten, bedrohlichen Atmosphäre des dritten Reiches wurde die Geschichte der Susi und ihrer jüdischen Familie erzählt. 
Es lässt sich mit Worten nicht annähernd beschreiben, wie die Bedrohung und die Angst, der Verlust und der Kummer, das Verstecken, das  Ausharren und schließlich die Hoffnung, der Trost und die Versöhnlichkeit nicht nur dargestellt wurden, sondern mit einer emotionalen Kraft auf das Publikum einwirkten, der sich wohl niemand der Anwesenden entziehen konnte. 
Ein so aufwühlender Abend ist in unserer Schule sicherlich einzigartig.

Großer Dank gebührt Birgitta Behr/ Birgitta Schäfers und ihren Mitarbeitern für dieses bewegende Ereignis.
Möge das Buch und Susis Geschichte noch viele verschiedene Wege gehen, sich verbreiten und zahlreiche Menschen, Heranwachsende und Erwachsene, berühren.

M.Reinicke - Lehrerin der Cecilien-Schule

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